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Von der Hölle des Krieges
Trotz all dem fordern wichtige Politiker und einflussreiche Intellektuelle jetzt, Deutschland müsse wieder „mehr Verantwortung übernehmen in der Welt“. Und sie umschreiben mit dieser wohlklingenden Formulierung ihre Forderung, Deutschlands Soldaten sollten sich wieder an mehr Kriegen beteiligen. Zumindest aber solle sich Deutschland an den Kriegen indirekt beteiligen, indem es seine Zurückhaltung – soweit noch vorhanden – bei Waffenexporten in Krisenregionen aufgibt.
Das gemeinsame „Papier der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) und des German Marshall Fund of the United States (GMF)“ mit dem Titel „Neue Macht, neue Verantwortung“ haben viele namhafte deutsche Wissenschaftler, Vertreter der Ministerien, Politikberater, Interessenvertreter erarbeitet. Dort ist nicht von der Hölle des Krieges, aber viel von den westlichen Werten die Rede. Die Autoren benötigen 43 Seiten voll kluger und glatt gestrichener Sätze, um zu dem für sie entscheidenden Ende zu kommen: „Europa und Deutschland müssen daher Formate für Nato-Operationen entwickeln, bei denen sie weniger auf US-Hilfe angewiesen sind. Das verlangt mehr militärischen Einsatz und mehr politische Führung. Vor allem muss Europa mehr Sicherheitsvorsorge in der eigenen Nachbarschaft betreiben; das ist Europas ureigenste Verantwortung. Deutschland muss dazu einen seinem Gewicht angemessenen Beitrag leisten.“
Es sind die Kinder der Bürger, vor allem aber der Ärmeren und der Schwächeren, die in den Krieg geschickt werden.
Die Eliten einer Gesellschaft, jene die den Krieg herbeigeschrieben und vorbereitet haben, die ihn befehligen, bleiben meist in der Etappe.
Wer General geworden ist, stirbt nicht mehr im Feld.
Einen Krieg gar politisch zu verantworten, bietet die größten Chancen, ihn – samt Alimentation – gut zu überleben.
Die, die das Wissen, die Macht und das Geld haben, haben die besten Möglichkeiten ihr Hab und Gut rechtzeitig vor einer Vernichtung in Sicherheit zu bringen, ihr Vermögen in der Ferne zu bunkern.
Zu jedem Krieg gehören auch die Kriegsgewinnler, die an ihm verdienen, ihre Kriegsdividende einstreichen. Und wie ! Viele verdienen gleich doppelt, erst am Verkauf der neuesten Waffensysteme und dann noch einmal am Wiederaufbau der verwüsteten Länder. Im Irak meucheln dschihadistische Desperados mit neuestem US-Militärgerät hilflose Opfer und werden gleichzeitig selbst mit US-Drohnen bekämpft. Die Waffenindustrie sichert Arbeitsplätze. Ein Teil unseres Wohlstands gründet sich darauf.
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Quellen:
- Stuttgarter Zeitung vom 20.8.2014, Seite 29
- Papier der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) und des German Marshall Fund of the United States (GMF)“ mit dem Titel „Neue Macht, neue Verantwortung