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Absurde bis gefährliche politische Standpunkte

Schwerer als seine kaufmännische Finesse und seine Klitterungen zum eigenen Vorteil wiegen aber letztendlich seine tatsächlichen politischen Standpunkte. Ob er für diese wirklich steht oder nur zu stehen vorgibt, nicht mal Menasse selbst kann sich da so ganz sicher sein.

Dabei gibt es klar erkennbare und deshalb harmlose Wahnvorstellungen, die er zusammen mit Guérot vom Stapel lässt. Beispielsweise die These, dass es besser sei, auf die Integration von illegalen Zuwanderern zu verzichten, weil diese aus eigener Kraft auf hiesigem Territorium ihre Zivilisation errichten könnten: „Anstatt dass wir diese Familien trennen, Asylgeld bezahlen, die Leute auf verschiedene Stadtteile verteilen, lassen wir die Städte nachbauen. Wir bauen jetzt Neu Aleppo, wir bauen Neu Damaskus und so weiter …“ [10]

Es gibt aber auch die subtil anmutenden Thesen. Das sind die wirklich gefährlichen.

Menasse steht bestenfalls für einen EU-Nationalismus, der dem Nationen-Nationalismus, den er so verachtet, auf verdächtige Weise ähnelt, und den Bürger zusätzlich völlig entrechtet. Es geht bei ihm auch noch weit schlimmer. Menasse misstraut zutiefst dem Souverän einer jeden funktionierenden Demokratie: dem Staatsvolk.

„Die höchstentwickelte und erfolgreichste Basisdemokratie in der Geschichte war der NS-Staat.“

Das gab Menasse im Anschluss an einen Vortrag am 20.01.2015 in der Humboldt-Universität Berlin von sich. [11]

Wäre historisch etwas von einer großdeutschen Volksabstimmung über den Eintritt in den Zweiten Weltkrieg bekannt, könnte man auf einen solchen Humbug glatt hereinfallen. Menasse kennt den Unterschied zwischen Diktatur und Basisdemokratie nicht oder will ihn nicht kennen. Ich warte sehnlichst auf seinen Hinweis, dass es in der Schweiz dank Basisdemokratie immer noch die Todesstrafe gibt, Minderheiten unterdrückt werden und von dort 1939 zuerst angegriffen wurde…

Im „Landboten“ wird dann auch konsequent formuliert, was nur ein Feind der Demokratie formulieren kann: “Wir müssen dieses letzte Tabu der aufgeklärten Gesellschaften brechen: dass unsere Demokratie ein heiliges Gut ist.“

Menasses Vorstellung des kommenden politischen Systems ist damit eher postdemokratisch als postnational: Die Entscheidungen sind in einem elitären Kreis zu treffen, der weiß, was für die Welt und die Bürger darin gut ist. Danke, Herr Menasse, so funktioniert die EU in Grundzügen bereits heute, was sie bei den Bürgern so ungemein beliebt gemacht hat.

In der Gesamtschau erinnert Robert Menasse an jenen Friedrich Wilhelm Voigt alias Hauptmann von Köpenick, von dem auf Wikipedia am Ende Folgendes zu lesen ist:

„Noch einmal kam Voigt im Ersten Weltkrieg mit preußischem Militär in Berührung. Im von deutschen Truppen besetzten Luxemburg nahm man ihn kurzzeitig in Gewahrsam und verhörte ihn. Der mit dem Vorgang befasste Leutnant notierte in sein Tagebuch: ‚Mir bleibt rätselhaft, wie dieser armselige Mensch einmal ganz Preußen erschüttern konnte.’“ [12]

Und in einer besseren Zukunft wird des hoffentlich rätselhaft sein, wie ein notorischer Lügner in Rheinland-Pfalz einmal einen Staatspreise „für seine Verdienste um die deutsche Sprache“ erhalten konnte. [14]

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Quelle: